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WEIHNACHTSORATORIUM:

Religion Tesla oder die
"
Perfektion auf falschem Niveau"
Göttlichkeit ohne Menschlichkeit
ist und bleibt Unmenschlichkeit

 

Der TESLA ist für viele Menschen zur neuen Kirche geworden. An ihm lassen sich sowohl heimliche Wohlstansfantasien als auch diverse Nachhaltigkeitsträume festmachen. Insofern ist es kein Wunder dass Elon Musk durch Donald Trump zum neuen Papst ausgerufen wurde. Wäre Jesus, eine diffamierte Hexe, oder welch vergleichbarer Rebell, die oder der der jeweiligen Inquisition seiner Religion samt Kirche zum Opfer gefallen sind, noch einmal als Mensch und nicht als Schildkröte nach dem Tod auf die Erde wiedergekehrt, dann würde sie/er zuerst alle Tesla-FahrerInnen aus ihren selbstfahrenden Autos werfen, und diese kurzum zu gemeinschaftlich nutzbaren "Taxis" umerklären. Darüber hinaus würden sie oder er aber uns alle auch zudem dazu auffordern, die falschen Träume, die zu solchen Waren und Produkten führen, ganz neu zu überdenken. Die uns terrorisierenden PriesterInnen sind oft und vor allem nicht in ihren jeweiligen Kirchen sondern in unserem eigenen Hirn und Herzen zuhause.

 

"Vertreibung der Priester aus dem Tempel"

(Quelle: Von Giotto di Bondone - Ursprung unbekannt, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=94625)

Die zentrale Botschaft des "Neuen" Testaments gegenüber dem alten war ja, dass die Liebe des und von Menschen über den strikten Gesetzen und Geboten einer antiquierten präzisen Göttlichkeit stehen. Gedankenmißbrauch Nummer Eins der alten Kirchen ist und war die banale Vorstellung dass sich der Reichtum des Lebens nur handwerklich technisch materiell herstellen ließe, und deshalb der durch menschliche Arbeit entstandene Reichtum ebenso einfach aber sinnvoll bzw. nützlich (meist für die Priester) neu umverteilt werden müsse, um mit dem den um das goldene Kalb tanzenden Menschen durch das von den "Besseren" (also nur "Sündern") gestohlene Geld für "hehrere Ziele" zu den Kirchen hin umzuverteilen.

Dazu erfand man die Sündenerlasse in welcher Form auch immer, baute große Denkmäler und architektonische Gedankengefängnisse um aus der Notre Dame der Menschen die manifesteren Notre Dames, Moscheen und Tempel ihrer jeweiligen Religionen und Priester zu machen. Am Ende bedienten sich jedoch meist nur militärische (Heere) und deren politische Führer des vom sozialen Leben abgezogenen Reichtums für ihre eigenen Ziele, um sich auf unser aller Kosten selbst zu beglücken.

Dann kam aber der bürgerliche Staat auf, um durch geregelte Steuern und Abgaben sowohl soziale infrastrukturelle Zwecke zu fördern als auch den Einzelmenschen vor sozialer feudaler Willkür juristisch zu schützen, wie dies Habermas in seiner Theorie der Öffentlichkeit in seiner Doppeldeutigkeit so wunderbar schon im letzen Jahrhundert beschrieben hat.

Heute würde man diesen ursprünglich durchaus auch schützenden Aspekt der Umverteilung, bei dem durch Terror und Krieg neuerdings verklärten modernen Steuerklau für Militär und Krieg, den Doppelwumms des Lebens nennen.

Religionen verkörpern aber eben nicht nur den Diebstahl der Priester, sondern später auch - von Karl Marx so detailliert erst ökonomisch und dann auch politisch diagnostiziet und beschrieben - die neuen Formen des Raubbaus der "Kapitalisten" an den unteren Schichten und Klassen der Gesellschaft.

Es sind aber nicht die wirklichen elitären "Sünden" der Mächtigen an ihren jeweils von ihnen abhängigen und ihnen glaubenden Personen, sondern hinter ihnen stehen die falschen individuellen und oft nur persönlichen Ideologien und Glaubensbekenntnisse.

Bei den Konservativen quer über alle Parteien und Religionen mündet dies ein in die kollektiven Credos der Einzigartigkeit von Monogamie und regelkonformer Ehe, dem Primat des Mannes über das Weib, der Unterwürfigkeit von Kindern und sonstigen Nachkommen und der tief sitzenden Vorstellung, dass Wohlstand ein relativ einförmiges Gebilde sei, das sich auf Dauer statistisch in irgendeiner Repräsentanz eines tauschbaren Geldes abbilden lasse.

Dieser oben angeführte Gedankenterrorist Jesus hingegen, so es ihn denn gegeben haben mag, meinte natürlich wahrscheinlich etwas ganz anders: Gebt Euch nicht dem Trugbild Eurer einfachen Erwartungen und Träume hin.

Der Tesla, als neue Religion, steht neben den durch ihn fälschlicherweise verkörperten Nachhaltigkeitsfantasien, dabei könnte ein Tesla schon in seiner Entstehung sicher viel nachhaltiger und langlebiger konzipiert und konstruiert werden; denn natürlich denkt ein ökonomischer Gauner und Raubritter wie Musk auch an einen schnellen Generationenwechsel, um den Kreislauf von Erwerb und Verfall seiner Waren auf einem für ihn und sein Unternehmen günstigen Level zu halten. Wissenschaftlich spricht man bei diesem mechanischen und "moralischen" Verschleiß von "geplanter Obsoleszenz".

Der Tesla steht aber für weit mehr: die Irreleitung und Verführung von uns Menschen in die falschen Träume. Gleich zu Beginn meiner Bekanntschaft mit dem Tesla, als Konzept und Idee, hätte ich auch gerne einen Tesla besessen und gefahren. Das änderte sich allerdings bereits vor Jahren konkret dadurch, dass ein sehr guter Freund, der sich bereits sehr früh einen Tesla leisten konnte, mich durch sein bei einer Probefahrt demonstrativ durchgetretenes "Gas"pedal fast schon grob fahrlässig verletzte, indem ich durch die PS-gestärkte Beschleunigung in meinen Beifahrersitz zwangsweise gepresst wurde, und dadurch induziert sofort akut große Probleme mit meinem empfindlichen Rücken bekam. Man könnte das aber auch mit einem impliziten Neidfaktor erklären, mit dem uns unsere VIPs in fast allen Luxus-Lebensbereichen ja gerne alle "realen" Träume des besseren Lebens immer wieder in gleicher und ähnlicher Weise als allzu infantil absprechen wollen. Schließlich kann ja nicht jeder alles für sie oder ihn Wünschenswerte haben. Das wäre, so die Propagandisten der sozialen Ungleichheit, ein Raubbau an den vorhandenen Ressourcen in einer Gesellschaft und würde den notwendigen Impetus des "Mehrleistens", von belastender Arbeit und Belohnung dafür, stören.

Nun, mein Freund mit seinem Tesla ist und war aber kein bösartiger zynischer VIP sondern ein - ebenso hoffentlich wie ich - eher überzeugt liebender und träumender Mensch. Merkwürdigerweise fällt aber tatsächlich gleich zum Beginn einer Bekanntschaft mit einem Ursprungs-Tesla schon die SUV-Ähnlichkeit dieses inzwischen kaum mehr als neu zu bezeichnenden Gefährts auf: völlig überdimensioniert, zu protzig, zu viel bewegtes Material und Materie, um normale, oft einfache städtische Alltagsprobleme der Mobilität von A nach B zu lösen. Nun, das könnte sich auch bei den Teslas bald ändern, sollte demnächst ein bezahlbarer und abgespeckter Volks-Tesla auf den Markt kommen, und schließlich wurden uns alle luxuriösen und anfangs unbezahlbaren Träume von Privilegierten vorgelebt. Dies ist ein altes kapitalistisches Gesetz und Grundlage für unseren tief sitzenden Glauben, dass Zukunft für uns alle nur einfach einen billigereren und schnellereren Zugang zu angestrebten Konsumwünschen bedeutet.

Mir fiel im Zusammenhang mit dem Tesla aber noch etwas anderes auf. Frauen sind in Hinsicht auf ihre Träume und Wünsche nach einem mobilen Gefährt in Eigenbesitz meist sofort etwas "realistischer" und vernünftiger, schließlich sind sie statistisch nachgewiesen auch die sichereren AutofahrerInnen. Der Tesla ist ein überdimensionierter männlicher Penis. Dafür haben verschiedene Hersteller den Frauen als "Ersatz" bei den Verbrennern längst sogar ähnlich komfortable Kugelautos entwickelt und vorgestellt, die inzwischen auch bei den männlichen Understatement-Fahrern gerne gesehen sind.

Eigenbesitz und präpotente Darstellung der eigenen finanziellen Möglichkeiten im sozialen Umfeld sind aber neben den narzisstischen Größenträumen immer noch starke soziale Motive bei Weiblein und Männlein um Prosperität zu demonstrieren; und mein Enkel sagt inzwischen aus seiner kleinen beschränkten Perspektive des westeuropäischen Mekkas des Wohlstands und der mondänen Gutbürgerlichkeit, Den Haag, dass derjenige, der noch keinen Tesla gesehen hat, eigentlich kein Holländer sein kann.

Ja, die Teslas dieser Welt werden sich rasant verbreiten, selbst dann wenn sich die Marke Tesla vielleicht sogar am Markt überlebt haben sollte. Musk ist bei vielen klugen und vernünftigen Menschen out. Man schämt sich seiner, und in Berlin soll er nicht einmal in einen angesagten Club gekommen sein (tagesspiegel.de "wollte-elon-musk-nicht-ins-berghain--oder-kam-er-nicht-rein").

Flüchtet Musk darum wohl wissend vielleicht jetzt schon in die Politik um sein Lebenswerk, vernebelt durch seine egomanische und geisteskranke Diktatoren-Aura, nun besser politisch subventioniert abzusichern? Ach ja, Musk hat ja nicht regionale Straßen sondern gleich den ganzen Kosmos als sein Universum im Sinn. Ein Tesla, mit Musk im Nacken, ist inzwischen sogar ein Moment des impliziten Fremdschämens geworden. Mit dem Duo Trump-Musk wird es sicher noch schwerer werden die Modernität zu verkörpern, für die das "einzig" vorab in der Werbung und in den Medien schon früh wahrnehmbare E-Auto (obwohl es ja auch schon ebenso schnell parallele Entwicklungen von E-Autos gab), ursprünglich, vor allem in den Augen seiner Käufer, einmal "ehrlich" angetreten ist. Mein aktueller Anti-Favorit ist da z.B. der Frosch, der schon deutlich unter der 10.000€-Schwelle zu haben ist, aber nach wie vor nicht wie ein gewohntes Auto wirkt und aussieht sondern wohl eher wie ein holpriges unkomfortables Müllsammel-Gefährt, ohne in seiner Konzeption auch auf eine Chance der Nutzung auf längeren Strecken zu setzen.

Die TeslaistInnen, denn schließlich sind ja durchaus auch einige Frauen davon begeistert ihre soziale Besserstelllung öffentlich zu bekunden, werden wohl in den bitteren Apfel, oder besser Abfall, beißen müssen als dann ewig Gestrige auch noch verspottet zu werden.

Der Tesla-Urnen-Gang war wohl der autoritäre Einstieg von Musk in die Online Medien und die Daten- und Kommunikationstechnik. Schnell zeigte sich dabei, dass er wohl keine Zukunftsrakete ist, mit der er sich und seine sozialen Liebschaften gerne ins All schießen lassen würde. Und trotzdem kann ich mich selbst nicht gänzlich vor der Tesla-Sünde schützen, nach wie vor auch manche Träume dieser allzu Gestrigen immer noch mit ihnen zu teilen; dazu bin ich nun einmal in einer Wohlstandsgesellschaft mit Männerfantasien groß geworden. Einmal Katholik, immer Katholik, einmal Teslarianer, immer Teslarianer!

Tesla selbst war übrigens in gewisser Weise kongenial zu Musk, auch wenn letzterer wohl nur ein primitiver peinlicher Parvenü ist, und ersterer im Gegensatz dazu ein hyperintelligentes Genie gewesen zu sein scheint. Beiden gemein ist aber die abgrundtiefe Verachtung des Menschen an sich, von Liebe und Gemeinschaft und die daraus resultierenden sozial-kulturellen Errungenschaften, zynisch im Umgang mit Freiheit von Geschlecht und Partnerwahl, verachtend bezüglich diagnostiziert "Minderwertiger", und letztlich insgesamt wohl auch das Gegenteil von einem aufgeklärten humanistischen Universalisten.

"Tesla drückte die Überzeugung aus, dass menschliches 'Mitleid' dazu führte, die 'natürlichen rücksichtslosen Funktionen der Natur' zu stören. Obwohl seine Argumentation nicht von einem Konzept einer dominierenden Herrenrasse oder der inhärenten Überlegenheit einer Person gegenüber einer anderen abhing, setzte er sich für Eugenik und Zucht ein. In einem Interview von 1937 erklärte er ...: 'Die einzige Methode, die mit unseren Vorstellungen von Zivilisation und Rasse vereinbar ist, besteht darin, die Zucht von Unfähigen durch Sterilisation und die bewusste Führung des Paarungsinstinkts zu verhindern […] Die Meinung der Eugenisten ist, dass wir die Ehe schwieriger machen müssen. Sicherlich sollte niemand gestattet werden, Nachkommen zu zeugen, der kein wünschenswerter Elternteil wäre.' Im Jahr 1926 kommentierte Tesla indirekt die soziale Ungleichheit der Geschlechter und den Kampf der Frauen für die Gleichstellung der Geschlechter, als er prognostizierte, dass Frauen das dominierende Geschlecht werden würden. ...In seiner Autobiografie schrieb Tesla, dass der Völkerbund kein Mittel gegen die (damals) vorherrschenden Probleme gewesen war." (Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Nikola_Tesla)

Lebt man aber erst einmal in einer Welt, in der man oft nur durch Zufall, manchmal sogar mit Absicht, erfahren kann, dass weniger mehr ist, fällt der Abschied vom Auto "an sich" überhaupt - auch auf Dauer - doch relativ leicht. Dazu braucht es keine selbststeuernden Kameraden, keine sprechende Mobilität mit fein eingebauter KI, sondern nur das Glück dass einem das regionale Wohlleben sukzessive durch wirklich moderne Stadt- und Verkehrsplanung tatsächlich näher kommt und sprichwörtlich mehr auf die eigene Wohnung hin- und fast schon auf den eigenen Leib rückt. In Berlin bewege ich meinen Verbrenner immer seltener, inzwischen in 2024 fast sogar gar nicht, und bin mehr oder weniger "vollständig" auf den öffentlichen Nahverkehr übergewechselt. Ein zeitunabhängiger Rentner/Pensionär hat es insofern natürlich auch einfacher. Aber die Mehrheit der Menschen lebt eben nicht in einem solchen Verkehrsmekka, und meine moderne Anbetung meiner eigenen neuen persönlichen Kirche und Religion "Deutschland-Ticket" könnte sich schon durch dessen Wegfall vielleicht bereits mit einer noch größeren und mächtigeren Religion, der "Schuldenbremse", überlebt haben.

Ein Auto, das war die Macht, mit der schon Hitler (für ihn vergeblich) diverse Interessen unter ein großes Volkswagen-Dach in einer die Welt umspannenden Volks-Gemeinschaft (der nur aus seiner Perspektive Guten und Richtigen) zu vereinen und zu versammeln versuchte. Noch haben Trump und Musk keine KZs für die Ungläubigen der Tesla-Revolution eingerichtet, und nach meiner Meinung sind überzogene Ängste in Hinsicht auf deren neurotisch egomanischen Nazi-Träume völlig unangemessen, aber wenn sich Amerika-, Europa-, China, Rußland- aber auch Deutschland-First-Gedanken durchsetzen sollten, dann wird es mit der klimaneutralen Umgestaltung der modernen Welt wohl nichts (ein albernes Wort "klimaneutral" übrigens, denn konsumptives aktiv handelndes Menschsein bedeutet genuin selbst unvermeidbar Ursache dieser antizipierten Naturkatastrophe zu sein). Für die mittlere und ferne Zukunft aber gibt es noch Hoffnung:

Quelle:https://www.freitag.de/autoren/the-guardian/
sehnsucht-nach-dem-alten-twitter-darf-man-trotz-elon-musk-x-nutzen

Der Mensch ist und bleibt trotz aller denkbaren und anzustrebend wünschenswerten Vernunft in der Nutzung natürlicher Rohstoffe und Ressourcen ein naturfressendes Wesen, und deshalb sollte man statt von einer zukünftigen "Klimaneutralität" wohl besser von einer klima"schonenderen" Politik des notwendigen ökonomischen, kulturellen und technischen Rückbaus bei gleichzeitig sozialem Neubau reden.

Erfinden wir also zugleich mit den neuen Problemen, die wir dann lösen wollen, auch neue eigene Geschichten des Besseren und Richtigen, damit sich neue "Religionen" mit ihren jeweiligen Glaubensbekenntnissen entwickeln können, und glaubwürdigere Bibeln der Veränderung entstehen. Die Fortsetzung der nur alten Testamente anzubeten mit gleichen oder ähnlichen "10 Geboten" bzw. Regeln, hat sich bereits vor mehr als 2000 Jahren durch "Jesus" und das darauf folgende neue Testament überlebt.

Einige Grundgedanken dazu haben - leider zu wenig beachtet - die neuen zehn Gebote von Johannes dem XXIII. eingeleitet und geliefert. Seine "Religion" kann relativ ideologiefrei (und zum Teil sogar humorvoll) uns allen, gleich welcher Herkunft und Grundorientierung, zur Besinnung und Neuorientierung dienen. Sie ist zugleich demütig wie auch nützlich, und darauf kommt es in Zukunft an, ein Dokument also einer wirklich zukunftsweisenden utilitaristischen Utopie, was dann kein Widerspruch in sich selbst mehr sein müsste:

Die zehn Gebote der Gelassenheit

Einige weitere Grundgedanken aus einer wunderbaren aktuellen weihnachtlichen Rede, die eigentlich quer über alle Ideologien, Religionen, Philosophien und Grundüberzeugungen sehr klar und eindeutig ökumenische Ziele, Träume und Herausforderungen für die vor uns liegende Zukunft beschreibt; auch wenn sie absurderweise aus der Feder eines "Mannes der Kirche" stammen, welche ja die Grundsätze des Christentums und des Humanen historisch längst gänzlich über Bord geworfen hat:

"Die Hoffnung ist nicht gestorben, die Hoffnung lebt und umhüllt unser Leben für immer! Die Hoffnung enttäuscht nicht. ...

Um dieses Geschenk zu empfangen, sind wir aufgerufen, uns mit dem Staunen der Hirten von Betlehem auf den Weg zu machen. Im Evangelium heißt es: »So eilten sie« nach der Ankündigung des Engels »hin« (Lk 2,16). Das ist der Fingerzeig, um die verlorene Hoffnung wiederzufinden, sie in uns zu erneuern, sie in der Trostlosigkeit unserer Zeit und unserer Welt auszusäen: eilend. Und es gibt viele Enttäuschungen in unserer heutigen Zeit. Denken wir nur an die Kriege, an misshandelte Kinder, an Bomben auf Schulen und Krankenhäuser. Eilen wir und verlangsamen wir nicht den Schritt, sondern lassen wir uns von der guten Nachricht anziehen.

... Denn das ist unser Auftrag: Die Hoffnung in unsere vielfältigen Lebensumstände übertragen. Denn die christliche Hoffnung ist kein Happy End, wie in einem Film, das wir passiv erwarten: Sie ist die Verheißung des Herrn, die wir hier und jetzt, in dieser Welt, die leidet und seufzt, aufnehmen sollen. Sie fordert uns daher auf, zu eilen, nicht im gewohnten Trott weiterzuziehen, nicht in Mittelmäßigkeit und Trägheit zu verharren. Der heilige Augustinus würde sagen, sie fordert uns auf, uns über die Dinge, die falsch sind, zu empören und den Mut zu haben, sie zu ändern; sie fordert uns auf, zu Pilgern auf der Suche nach der Wahrheit zu werden, zu Träumern, die nicht müde werden, zu Frauen und Männern, die sich von Gottes Traum aufrütteln lassen, dem Traum von einer neuen Welt, in der Frieden und Gerechtigkeit herrschen.

Lernen wir, lernen wir vom Beispiel der Hirten: Die Hoffnung, die in dieser Nacht geboren wird, duldet nicht die Bequemlichkeit der Sesshaften und die Trägheit derer, die sich in ihrer eigenen Bequemlichkeit eingerichtet haben - und viele von uns laufen Gefahr, es sich bequem zu machen - die Hoffnung lässt nicht die falsche Vorsicht derer zu, die aus Angst, sich selbst zu gefährden, keine Partei ergreifen, und nicht das Kalkül derer, die nur an sich selbst denken; die Hoffnung ist unvereinbar mit dem geruhsamen Leben derer, die ihre Stimme nicht gegen das Übel und gegen das Unrecht erheben, das sich zu Lasten der Ärmsten ereignet. Im Gegenteil: Die christliche Hoffnung lädt uns zwar dazu ein, geduldig auf das Keimen und Wachsen des Reiches Gottes zu warten, verlangt von uns aber auch den Mut, diese Verheißung schon heute durch unser Verantwortungsbewusstsein - und nicht nur unser Verantwortungsbewusstsein - auch unser Mitgefühl vorwegzunehmen.

Hier tut es uns wohl gut, uns zu fragen, wie es um unser Mitgefühl bestellt ist. Habe ich Mitgefühl? Leide ich mit (anderen)? Denken wir darüber nach...

Und angesichts der Tatsache, wie oft wir es uns in dieser Welt gemütlich machen und uns ihrer Mentalität anpassen, formulierte ein Schriftsteller und Priester dieses Gebet für Weihnachten: »Herr, ich bitte dich um irgendeine Mühsal, etwas Unruhe, ein paar Gewissensbisse. Zu Weihnachten möchte ich unzufrieden sein. Erfreut, aber auch unzufrieden. Erfreut über das, was Du bewirkst, unzufrieden mit meiner unzureichenden Antwort darauf. Nimm uns bitte unseren Scheinfrieden weg und stecke eine Handvoll Dornen in unsere überquellende 'Krippe'. Lege uns den Wunsch nach etwas anderem in die Seele« (A. Pronzato, La novena di Natale). Den Wunsch nach etwas anderem. Nicht verharren. Vergessen wir nicht, dass stehendes Wasser zuerst kippt.


Pilger des Lichts werden

Die christliche Hoffnung ist genau das 'etwas andere', das uns auffordert, 'zu eilen'. Denn wir Jünger des Herrn sind aufgerufen, unsere größte Hoffnung in ihm zu finden und sie dann unverzüglich als Pilger des Lichts in die Finsternis der Welt zu bringen.

Schwestern und Brüder, dies ist das Heilige Jahr, dies ist die Zeit der Hoffnung! Es lädt uns ein, die Freude an der Begegnung mit dem Herrn wiederzuentdecken, es ruft uns zur geistlichen Erneuerung auf und verpflichtet uns zur Umgestaltung der Welt, damit dies wirklich eine Zeit des Jubels wird: Sie soll es für unsere Mutter Erde werden, die durch die Logik des Profits entstellt wird; sie soll es für die ärmsten Länder werden, die durch ungerechte Schulden belastet sind; sie soll es für alle werden, die Gefangene von alter und neuer Knechtschaft sind.

Und möge uns allen die Gabe und Verpflichtung zuteilwerden, die Hoffnung dorthin zu bringen, wo sie verloren gegangen ist: Sie dorthin bringen, wo das Leben verwundet ist, wo Erwartungen enttäuscht wurden, wo Träume zerstört worden sind, wo Misserfolge Herzen gebrochen haben; in die Erschöpfung derer, die es nicht mehr schaffen, in die bittere Einsamkeit derer, die sich besiegt fühlen, in das Leiden, das die Seele zermürbt; in die langen und leeren Tage der Gefangenen, in die engen und kalten Zimmer der Armen, an die Orte, die von Krieg und Gewalt geschändet sind. Dorthin Frieden bringen, dort Frieden säen.C

(Quelle: Wortlaut: Papst Franziskus bei der Christmette am 24.12.2024)