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Juristische "Medienpflicht" -
Über die Verpflichtung fern zu sehen,
Radio zu hören, Zeitungen, Zeitschriften
bzw. Bücher zu lesen oder ...
im Kontext von neuen
"Problemlösungsmodellen"
das Internet zu nutzen
Wahrheit ist, was uns verbindet (Karl Jaspers) ...
und Lüge ist, was uns trennt.
Immer mehr Menschen entscheiden sich - im Gewusel von Bild und Ton - der Überflutung mit Daten, tikok-Gags, Twittereien, InfluencerInnen-BlahBlah, ausufernden WhatsApp-Gesängen und -Nachrichten, und des allgemeinen Eindringens von sozialen Medien in ihren Alltag zu medialer Enthaltsamkeit. Mit Digital-Detox ist dabei sogar zu meiner "theoretischen" Freude eine angesagte soziale Bewegung geworden, auch wenn ich selbst und privat wohl eher zu den Süchtigen der Neuen Welt gehöre. Neue alte Medien sind en vogue.
MedienPflicht
In diesem Jahr hatte ich mein persönliches 40-jähriges Jubiläum, indem ich, vor mehr als vier Jahrzehnten also, meinen damaligen PublizistikstudentInnen an der FU Berlin - zu deren Erstaunen und zu meiner eigenen diebischen Freude über deren Überraschtsein von der nun folgenden Erkenntnis erzählte und ihnen erklärte, dass Sie - entgegen ihrer eigenen Empfindung - nicht "freiwillig" fern sahen oder Radio hörten, sondern dass sie kraft unserer Rechtsordnung sogar indirekt dazu verpflichtet seien.
Damals kämpfte ich noch nach meinem kurzzeitigen Studium in den USA und meiner Rückkehr nach Europa (mit einem dadurch induzierten tief sitzenden Kulturschock) gegen die schon absehbaren Auswüchse des neuen Privatfernsehens in Deutschland mit dem von mir geprägten Motto "Nicht vom Nabel gleich ans Kabel!".
Wir hatten uns damals zusammen mit dem DGB Landesbezirk Rheinland-Pfalz, mehreren klugen Kulturkritikern zu einer kleinen fast schon "verschworenen" gemeinsamen Initiative zusammengeschlossen, mit der wir meinten das aufkommende private Kabelfernsehen, dass dann erst die Ära Kohl/Genscher wirklich wasserdicht machte, mit seinen absehbar negativen Folgen für die gesamte Gesellschaft zu bekämpfen. Zentraler Kampfplatz war daneben auch die aufkommende "Teleheimarbeit", mit der wir die denkbare Isolation der "neuen computerisierten Daten-ArbeiterInnen" thematisierten, die inzwischen heute mit und nach Corona sogar eine gewisse Renaissance erfahren hat.
Mit meiner mobilen Ausstellung "Nicht vom Nabel gleich ans Kabel!" tourte ich Anfang der 80er Jahre mit meinem eigenen Auto und einem Anhänger, beladen mit Spanplattentafeln, auf denen die Ausstellung angebracht war, durch die gesamte Republik. Gleichzeitig aber lebte ich auch "computerbewegt" selbst am Fernsprechkabel, genug um daneben eine Vision von mehr medialer Freiheit in der Erweiterung von vernetzten, datentechnischen und universalen Kommunikationsmöglichkeiten zu entwickeln, die mich zur Entwicklung meines Leitmotivs der "Teleromantik" führte, das mich fortan bis heute begleitete. Die Humanistische Union war damals übrigens eine der verbündeten Einrichtungen, die ein Münchner Rebell, Erich Mohn, der ähnliche Intentionen wie ich schon sehr frühzeitig hegte, in seiner Region aktiviert hatte. Politisch wäre eine wirksame "Humanistische Union" heute wichtiger den je, doch leider haben sich diese Bewegung und ihre AktivistInnen immer ein wenig wie eine religiöse Sekte verhalten, obwohl ihr Impetus doch eigentlich so klug und vorausschauend war, wie kaum eine andere soziale und politische Bewegung. Man müsste diese Union eigentlich noch einmal ganz anders und deutlich moderner wiederbeleben.
Aber zurück zum eigentlichen Thema.
Man kann und darf sich medial nicht völlig enthalten und entziehen. Warum? Unsere demokratisch und gewaltengeteilte Rechtsordnung setzt den gebildeten, wissenden und informierten Bürger voraus. Der Grundsatz "Unwissenheit schützt vor Strafe nicht!" zieht sich durch die gesamte Rechtsordnung, und kaum eine Gesellschaft hat so viele Möglichkeiten des Wissens und des Austauschens untereinander geschaffen wie die "U"nsere, und gleichzeitig fühlen sich kaum mehr Menschen in dieser "Fülle" verloren, weil ihnen in gewisser Weise ihre Orientierung abhanden gekommen ist, und sie zudem in der komplizierten und komplexen Formulierung von multi-dimensionalen Zielen (siehe mein Tetraeder der Menschlichkeit) oft überfordert sind. Aber komplettes Abschalten, das geht eben nicht, und ist in gewisser Weise auch nicht erlaubt.
Die innere Rechtsordnung bildet sich im Medienkonsum. Vorabendserien im Fernsehen sind beispielsweise das Gift, mit dem den mittleren und älteren Altersgruppen - viele der jüngeren Menschen sind ja dem "gemeinschaftssinnstiftenden" Fernsehen in die diversen Kanäle des Internets entfleucht - das "geltende" Recht erklärt wird.
Am Beispiel der Rosenheim-Cops, eine Serie, die eigentlich nur noch meine Altersgruppe kennt, lässt sich dann sehr gut aufzeichnen, wie im alltäglichen Medienkonsum die völlig falsche Vorstellung erweckt wird, dass die Kriminalisten der Polzei das Recht hätten, bereits nur bei gegebener Motiv-Lage und fehlendem Alibi, auch ohne an die Tat direkt geknüpfte sonstige "Beweise" bzw. harte Indizien, etwaige Verdächtige schon sofort festzunehmen und einzusperren. Da wird bei einer Mitteilung über den Grund einer Festnahme gegenüber den von der Festnahme bedrohten Personen auch nicht einmal mehr zwischen Totschlag, z.B. im Affekt, und planmäßigem Mord unterschieden. Die juristischen Dimensionen der gemütlichen Vorabendserien, aber oft auch der Tatorte etc, am späteren Abend, bilden vielfach ein völlig falsches und undifferenziertes Bild unserer Rechtsordnung ab, und führen dann bei der inneren Konstruktion des Rechts im Kopf der Rezipienten zu sozialen Fehlorientierungen und Ängsten, die mit der ansonsten durchaus anders denkbaren Rechtssicherheit in diversen und deutlich zu differenzierenden sozialen Konflikten und individuellen Vergehen im Umgang mit Gesetzen nichts zu tun haben.
Ich bleibe zudem dabei: Ein funktionierendes Sozialwesen muss mit der Formel zu leben lernen "Break some rules!", und das ist auch gut so, wie einmal ein inzwischen wenig gelieber Berliner Bürgermeister, "zu recht" als eigene "Recht"fertigung seiner von der Normalität abweichenden privaten "Anders"heit formulierte. Die "Medienmacher" sollen im Rahmen der "Freiheit der Kunst" natürlich auch frei bleiben große Dummheiten und Unangemessenheiten in Hinsicht auf unsere gemeinsame Welt und Rechtsordnung künstlerisch und Geschichten stiftend zu verbreiten, aber wir sind individuell und persönlich dafür verantwortlich, dass wir darüber hinauszudenken und solche Plattitüden des Rechts zu kritisieren lernen. "Die" Medien gibt es eben nicht, und jeder geht seinen eigenen persönlichen medialen Weg.
Nun hatte ich selbst zwar in den 80er Jahren all meine persönliche Initiative daran gesetzt den schwachsinnigen bis heute weit verbreiteten Begriff der damals neu aufkommenden so genannten Informations- und Kommunikationstechniken zu bekämpfen (z.B. auch mit einer eigenen Dissertation mit dem Titel "Das Sceptron - oder die vielen Gesichter der Datentechnik im privaten Alltag); denn der Prozess der "Informationsbildung" ist ein individueller und sozial konstruktiver, der sich nicht technisieren lässt - aber inzwischen kann ich auch nicht leugnen dass sich mit dem Aufkommen der sogenannten Informations- und Kommunikationstechniken, die korrekterweise dann eigentlich Daten- und Kommunikationstechniken hätten heißen müssen, der Handlungs-, Erlebnis-, Denk- und Wahrnehmungsspielraum von uns allen deutlich erweitert hat. Ob wir allerdings im Gewirr dieser Möglichkeiten eine kluge Auswahl treffen, ist eine ganz andere Frage, und die Vermutung liegt nahe, dass die im menschlichen Leben auch immer angelegte menschliche Unvernunft gleichzeitig auch ein gewisses Chaos und einen Wirrwarr neurotischer Verirrungen in einer immer komplizierteren und vielfältigeren Medienwelt induziert hat.
Interessanterweise ist diese Diversifizierung aber nun auch mit einer an sich - die Welt besser verstehenden - und insoweit wünschenswerten "Globalisierung" des humanen Rechts und der humanen Ordnung verbunden, die eine Angleichung von Kulturen wohl eher nur "langfristig" mit sich bringt: durch die Universalisierung von ähnlichen Wirtschafts-, Sozial- und Rechtsordnungen und die sie begründenden jeweils neuen gemeinsam erarbeiteten und erworbenen universalen Wertsetzungen. Dies alles erfolgt eben leider nicht so erstrebenswert radikal und schnell wie theoretisch analysiert und für sinnvoll befunden, sondern eher praktisch und pragmatisch langsamer - fast schon natürlich - mit viel Mühen und Geduld in der Zeit gegen den jeweils aktuellen Trend.
So kann ich konsequenterweise den Menschen nicht folgen, die den wahrnehmbaren gewissen Verfall etablierter und vielfach auch nützlicher Rechtsordnungen durch das Aufkommen von antidemokratischen Bewegungen und autoritären Regierungen zwingend für das vor uns liegende endgültige Nirwana halten. Es gehört zu den Binsenweisheiten, dass es in "den" Geschichten, die wir uns über die Geschichte erzählen, immer ein "Auf" und ein "Ab" gegeben hat. Altes Recht muss neuem Recht weichen, und verfehltes neues Recht wird sicher einmal wieder durch ebenso neues besseres Recht ersetzt werden.
Neben der mangelnden Bildung, verengter Informations-Produktion und der engstirnignen Interessiertheit von sozialen Blasen hat sich doch in der gesamten Welt bei den vor allem klugen und geistig aufstrebenden - vorrangig auch jungen - Leuten so eine Art Weltkultur der Informations- und Wissensarbeit herausgebildet, die bei vielen dieser Menschen über die überkommene primitive Gier nach Geld, Macht, schnelle Sex- und Erlebniswelten mit VIP-Status auf Kosten Dritter hinaus gewachsen ist. Das Problem ist dabei nur, dass sich die durch erworbenes und erarbeitetes Wissen und Information privilegierten neuen Eliten nun ebenso wieder vom sprichwörtlichen "unteren Drittel" der Welt abkapseln, um in dieser scheinbar nur ihnen eigenen Welt feudale Feste des "Besserwissens" und "Besserlebens" zu feiern.
Die never ending story der inzwischen vielfältigen medialen Festivals der Sinne nimmt ihren dekadenten Lauf, aber immer schon waren solche Phasen Anzeichen absterbender und überholter Gesellschaften, die einen Neubeginn an gleicher oder anderer Stelle eingeleitet haben. "Techno", als beispielhafter kultureller Ausdruck einer übertriebenen isolationistischen Technisierung trotz des Stammescharakters ihrer Bewegung, ist auf Dauer allzu gleich- und stumpfsinnig, schon deshalb wird diese überkommene Clubkultur des nur an Wochendenden überzogenen Amüsements sicher wieder eher zu einer solidarischeren und offeneren Gesellschafts-Kultur werden, und sich auf diesem Weg auch juristisch durch und auf neue Rechtsordnungen kreativ besinnen. Die beispielsweise plakativ als "Rettung Berlins" nach der Wende vielfach gerühmte Party-Szene verstärkte die metropole Egomanie und ließ viele junge und in ihren "zivilen" Berufen oft durchaus auch kreativen und erfolgreichen "Aufsteiger" entsolidarisiert in einem privatimen Drogensumpf versacken, und spaltete so die jungen Generationen zwischen medialen Mitmachern und technologiekritischen Aktivisten mit Bio-Attitüde. Und auch der "Gangster-Rap" als Unterschichtmilieu kann insofern nur als ein plumper Aufschrei von Entrechteten und Missachteten in für sie undurchschaubaren Verhältnissen betrachtet werden, weil dieser "Kunst" ansonsten jegliche wirkliche soziale Interessiertheit mit den Opfern des modernen kapitalistischen, kulturellen und religiösen Patriarchats (welcher Couleur auch immer) abgeht. Vom Konsum gepudert erkennen sich die gebeutelten Sklaven, egal welcher sozialen Gruppe sie sich aktuell zugehörig fühlen, oft als die Wirklichkeit medial verklärende nobile verwöhnte Herrenmenschen wieder, von den Yuppies bis hin zur noch abgehobeneren Start-Up-Community. Medien- und Sozialkritik sind vielfach den Träumen und Illusionen des eigenen individuellen und sozialen Aufstiegs gewichen, in denen sowohl die eigene Herkunft als auch die eigene Zukunft beschönigt werden, ein mehr als altes Phänomen.
(aus dem: Abenteuerlichen Simplicissimus,
entstanden im und in der Folge des 30-jährigen Krieges)Generationen werden, wissenschaftlich durchaus auch umstritten, oft gerade entlang ihrer jeweiligen zeitspezifischen Mediennutzungen und ihrer soziologisch unterschiedenen sozial-kulturellen Betätigungen beschrieben:
(Quelle: https://simon-schnetzer.com/generation-xyz)
So verzichtet oft eine Generation darauf die andere Generation auf ihrem jeweiligen Medienweg mitzunehmen. Die einen werden zu TelspielerInnen anderen zu Klicks sammelnden InfluencerInnen, während sich Dritte wiederum um nachhaltige Problemlösungen sowohl mit als auch ohne die neuen Techniken bemühen. Schwammig bleiben alle diese künstlichen Zuschreibungen, aber deutlich scheint doch zu sein, dass die Zahl der prinzipiellen Mediennutzungsverweigerer deutlich in der Minderheit ist, weil ein junger Mensch "ohne" Medien weder wirklich denkbar noch überlebensfähig ist.
Die "Bezeichnungen verdanken wir dem kanadischen Autor Douglas Coupland, der mit seinem Kultbuch Generation X tales for an accelerated culture (1991) den Begriff Generation X in Nordamerika populär machte. Das Y und Z folgt einfach dem Alphabet und in Europa haben die Bezeichnungen XYZ seit ca. 2010 langsam die Generationenlabel abgelöst, die an Produkte oder Eigenschaften geknüpften waren, wie Generation Golf, Generation Handy oder Generation beziehungsunfähig. In der Wissenschaft ist es üblich, am Ende des lateinischen Alphabets mit dem griechischen weiterzumachen. Daher ist es nur konsequent, dass auf XYZ die Generation Alpha folgt und die Generation Beta folgen wird." (Quelle: https://simon-schnetzer.com/generation-xyz/)
Die vor allem kulturellen "Besserwisser" und "Besserleber", die als durchaus auch oft sehr junge "Erfolgsmenschen" (in ihrer Herkunfts- und Selbst-Vergessenheit) ein einfaches "Weiter-So" propagieren, mit Modellen des wirtschaftlich und politischen Erfolges der "Dealmaker" Trump, Bezos oder Musk im Kopf und den kulturell widerlichen an ihrem Ruhm erkrankten Taylor Swifts, Madonnas, Elton Johns oder Ronaldos im Herzen, werden die Welt mit ihren jeweiligen "First-Ideen" nicht retten, genauso wenig wie die ebenfalls nur weniger offensichtlich selbstgefälligen softeren "Gutmenschen". Sie alle, unsere so geschätzten VIPs, suggerieren den sozial gebeutelten Informations- und Bildungsdeprivierten leider gemeinsam weiterhin weltweit nur, dass sie sich doch bitteschön im Sog der sie ertränkenden Bilder und Töne in ihren "frei" gewählten Geschmacksgemeinschaften (Neumann-Bechstein) weiter sozial isoliert möglichst nur unterhalten und vergnügen sollen, damit das darüber hinaus greifende soziale Gefälle zu gunsten ihrer Nutznießer möglichst erhalten bleibt. Man spricht dabei sogar beispielsweise zynisch vom "Unterschichtenfernsehen". Schon deshalb aber müssen wir alle, die wir den Zerfall von Gesellschaft nicht wünschen, medial weiterhin grundsätzlich offen aber auch kritisch "am Ball" bleiben.
Digital Detox als Prozess des Eintretens für soziale Ruhe-, Denk-, Arbeits- und Erlebniszonen "Ja!", aber als Abschalten von der Welt "Nein!".
Die neue "Wokeness", auch als eine Spielart von Verzicht und Konzentration auf das Wesentliche, gerechte und sozial weniger Schädliche, ist ohne intensive Mediennutzung gar nicht erst denkbar, und das wirtschaftliche und technische Downgrading bis hin zu Formen des Minimalismus im Konsum kann dabei durchaus ein soziales Upgrade sein. Der "Westen" muss lernen mit weniger mehr zu erreichen, um zu einer gerechteren internationalen Balance zwischen sozialen Klassen und Schichten beizutragen und den bisher Benachteiligten vergleichbares Wachstum im Wohlstand zu ermöglichen, ohne deshalb - wie in unserer ersten Welt geschehen - natürliche Ressourcen langfristig zu ruinieren.
Aber ohne die in der bürgerlichen Gesellschaft entstandene und leider inzwischen auch auf eine vielfach fatale Spitze geführte wissenschaftlich vernünftige Denkart lasssen sich die Umwelt- und Klimaprobleme der Zukunft nicht lösen. Dabei gehört gerade auch der Technik- und Technologiebegriff auf den Prüfstand gestellt, wie von mir bereits in meiner Dissertation vor den oben genannten 40 Jahren umfassend vorgeschlagen. Besser wäre es demnach statt einem Technikbegriff zu huldigen und zu frönen (der sich aus dem einfachen Werkzeugbegriff über den Maschinenbegriff hin zur systemischen Fach-"Technologie" entwickelt hat), den "Neue" Technik-Impetus ("die" Neuen Medien) durch das "Problemlösungsmodell" zu ersetzen. Nicht die Fortführung der Techniklogik als straite Spezial-Technologie, sondern die multidimensionale Lösung von kreativ definierten und insofern erst einmal "erfundenen" Problemen sollte uns im Handeln leiten. Solch eine Denkart ist auch der multikulturellen Gesellschaft, die wir gleichzeitig überall anstreben sollten, viel angemessener. Unter den aufgeklärten und klugen interdisziplinär denkenden Technikern und Ingenieuren ist in den letzten Jahrzehnten genau diese Denkart en vogue geworden. Man spricht dort von integrierten Ketten unterschiedlicher Technikmodelle, deren Sektorenkopplung und einem offeneren Technologiemix anstatt sich auf enge nur scheinbar naheliegende eindimensionale "Lösungen" - wie E-Mobilität gegen Wasserstoff-Mobilität - zu versteifen und diese auch politisch zu "Technikreligionen" restriktiv gegen die jeweiligen Konkurrenten auszubauen und damit "misleading" zu überhöhen.
Techniken sind zudem nur eine Unterabteilung allgemeiner, vor allem variabler Problemlösungs"modelle". Reines Technikdenken fixiert leider oft nur die Lösung, Problemdenken erweitert hingegen das Handlungsspektrum.
Wenn wir das Problem und eben nicht die nur vordergründige, schnelle und erst einmal scheinbar naheliegende technische Antwort in Zukunft in den Vordergrund unseres Handelns stellen, sind wir auf dem richtigen interdisziplinären Weg um Technik, Wirtschaft, Kultur und Soziales wieder sozial klug und kreativ miteinander zu versöhnen. Das bedeutet für mich eine liberale, alle denkbaren Alternativen einbeziehende kluge und kreative "Technologieoffenheit" und nicht die primitive Rückkehr der Pseudo-Liberalen zusammen mit wirtschaftlicher First-Autarkie predigenden Reakt(or)ionären zu ihren ewig gestrigen längst schon bekannten Techniklösungen wie Atomenergie, Fracking oder Verbrennern. Statt deren "neuer" aber eben doch nur dümpelnd althergebrachter Technologieoffenheit für unsere vielfältigen diversen Energie- und Mobilitätsprobleme bedarf es der neuen Denkart und kreativer Gedankenmalerei als Voraussetzung für klug gewählte Probleme, die man dann auch tatsächlich jeweils kurz-, mittel- oder langfristig zu lösen vermag. Diverse Lösungen mit diversen Modellen für diverse Probleme durch diverse Menschen in diversen Kulturen zu diversen Zeiten lautet meine eigene Devise. Die Radikalität, die ich dabei einfordere, bezieht sich nicht auf ein kurzfristig dafür zu schaffendes Chaos des Übergangs sondern die vernünftige aber gründliche und prinzipielle vorausschauende Offenheit für die unterschiedlichen Tempi-Vorstellungen, die jeder von uns für das Gespräch miteinander über Probleme und deren Lösung dabei nun einmal einbringt.
Selbsternannte Eliten haben den durch sie deprivierten Menschen immer schon gerne in ihren Medien die Mär von erfolgreicher Austeritätspolitik erzählt. Um einen überfüllten Wanst lässt sich der Gürtel tatsächlich auch kaum enger schnallen. Das überläßt man dann lieber doch denjenigen, denen ein vergleichbarer Begriff von Wohlstand und Fülle fehlt, weil sie die mit ihm oftmals verknüpfte Sicherheit und Ruhe niemals haben erleben dürfen. Wer nur bigott den genügsamen Sommelier des Lebens spielt, hat indes hingegen oft nicht den Geschmack des reinen Wassers der Solidarität vieler "da unten" gekostet. Da ja Geben se(e)liger ist denn Nehmen gönnt man sich zwar von oben herablassend die Freude der soulwashing Charity, doch "Schenken" von Hilfe und Güte unter gleich berechtigten Menschen ist etwas völlig anderes.
Auch die Politik "grüner Modernisten" kann sich insofern verfangen, indem sie die E-Mobilität als Technik ohne sozialen Impetus alleine zu ihrem Credo erkoren hat, anstatt sich offen auch kreativ mit den daran verknüpften Problemen und nachhaltigen Folgen zu beschäftigen. Unsere alltäglichen Bewegungsansprüche und deren fixierte Muster schaffen vielfach genau die Probleme, für die es rund um den Globus neben neuen Problemlösungsmodellen - als wenige unter vielen - ein neues Bewußtsein und ein neues Lernen für die Bewältigung der vor uns liegenden und zum Teil heute noch nicht einmal absehbaren Probleme benötigt. Mobilität ist eben nicht nur ein technisches sondern ein soziales Problem. Die Welt mondän und kosmopolitisch mobil touristisch zu erschließen, heißt keineswegs sie auch gelebt und verstanden zu haben.
Allzu schnell propagieren wir "End"lösungen ohne die dafür notwendigen Zwischenschritte - zum Teil durchaus auch erstmal mit den uns bekannten Werkzeugen und Techniken - ebenfalls dezidiert mit zu definieren. Wir können in einer grundsätzlich für uns Menschen riskanten Welt nicht alle Risiken prinzipiell, sofort und universell ausschalten und beseitigen, deshalb sollten wir uns auch auf die zwischenzeitlich noch notwendigen Etappen zu größeren und stabileren Nachhaltigkeitszielen unter breiter Ausnutzung auch alter aber in gewisser Weise bekannter Risiken einstellen, für die wir bisher vorläufige, wenn auch nicht "ideale" Lösungen gefunden haben.
Sicher ist es zum Beispiel relativ dümmlich alle tradierten Mobilitätselemente, gerade auch die bereits existierenden und mit viel Aufwand in die Welt gestellten Verbrennerautos in der Elektromanie komplett zu Sondermüll zu erklären, anstatt das was technisch schon da ist so lange und so klug zu nutzen und zu verteilen bis Besseres am Horizont unserer Möglichkeiten erscheint. Klug könnte es deshalb beispielsweise sein der "Dritten Welt" erst einmal als ein Übergang "billige" Verbrennertechnologie aus der "Ersten Welt" schnell, vielleicht sogar kostenfrei, zur Verfügung zu stellen, und uns allzu gierigen Mobilitätsmonstern die teureren aber vorerst scheinbar weniger belastenden E-Monster finanziell aufzubürden. Auf längere Sicht haben sich ja alle modernen Serienprodukte für die ganze Welt verbilligt. "Enteignet uns Autofahrer auf Dauer!" wäre eine neue pseudokommunistische Parole!
Weltweites, leicht zugängliches und preiswertes kollektives Car- und auch sonstiges Technologie-Sharing wäre selbst dann, wenn es sich nur auf Verbrenner und tradierte Technologien beziehen würde, viel effektiver und wirksamer zum Schutze von uns und unserer Umelt als ein neues Meer an wieder vor allem privat und individuell genutzten und unsere Straßen verstopfenden - meist parkenden - Elektromobilen.
Gerade für die Akzeptanz solcher unvermeidbaren Zwischenschritte ist vor dem uns alle weltweit glückseligmachenden Technoland ohne Nachhaltigkeitsprobleme, das es in Wirklichkeit ja niemals geben wird und auch gar nicht geben kann, schonungslose Ehrlichkeit über die Möglichkeiten in Richtung auf unsere Nachhaltigkeitsphantasien angesagt. Lebendige und durchaus intensive klug gewählte Medienkommunikation, selbst nur so wie wir sie aktuell kennen, kann dabei ein ebenso wichtiger und notwendiger Zwischenschritt sein, ohne deshalb vor unseren Bildschirmen und Smartphones auf ewig anthropologisch zu verkümmern und zu verblöden. Wir werden wohl auch vorerst lernen müssen, mit den von uns geschaffenen "Problemlösungsmodellen" in gewisser Weise zu "reden", auch wenn mir das aktuell noch mehr als "unbehaglich" ist.
Schon Dostojewski warnte zu recht vor dem Wahn eines utopischen kommunistischen Glückseligkeitszuchthauses allgemeiner Gleichmacherei. Wir sind mit dem E-Wahn aktuell auf einem ähnlichen Wege, ohne deshalb ein E-Auto, das ich mir vorerst als Zwischenlösung für mich persönlich durchaus preiswert vorstellen kann und sogar wünsche, zu verteufeln. Aber es darf doch nicht sein, dass wir Westler uns wieder einmal eine fortgeschrittene Technologie leisten, und die Dritte Welt weiter auf Eseln durch die Welt reiten muss. Amüsanterweise würde ich mir persönlich in Berlin sogar wieder ein solch reizendes Reisetier für die kurzen Wege wünschen.
Mir bleibt als Trost insofern nur der philosophische Bezug auf Hegel und seinen "Weltgeist", oder Kant mit seinem "kategorischen Imperativ", der romantische Traum, dass sich der Gesamtzug der universalen Gesellschaft mit einer vorerst intensivierten, aber dann doch besser balancierten Mediennutzung dennoch in die richtige friedliche Richtung bewegt.
Die Gesamtzahl der weltweit insofern sozial gerechter und klüger denkenden Menschen, auch wenn sie vielfach aktuell immer wieder politisch unterdrückt, in ihren Handlungsspielräumen eingeschränkt und noch öfter einfach nur ungehört mißachtet werden, hat neben den Menschen, die gelernt haben Empathie füreinander zu entwickeln, nach meiner persönlichen Meinung - soweit ich das überhaupt beurteilen kann - trotz aller Kriege und Krisen weltweit nicht ab- sondern stetig zugenommen. Irgendwann werden wir mit mehr natürlicher und nur der abgegrenzt notwendigen Künstlichen Intelligenz über unser aktuelles, sozial nach wie vor peinliches Durchgangsstadium rückblickend lächeln, in dem wir in der Tat zu viel Zeit vor Bildschirmen und Smartphones verbringen, anstatt die Besonderheiten in den Gesichtern, Gedanken und Worten unserer Mitmenschen zu erleben, die das soziale Miteinander - Gesicht zu Gesicht - statt mit Macht und Krieg auf- und gegeneinander zu wirken, doch so vergnüglich und lebenswert machen können. Dann könnte sich der Traum von Martin Buber ein wenig mehr einer neuen Wirklichkeit annähern, in der aus dem Ich und dem Du zugleich auch ein fröhliches "Wir" werden kann.
Das ist die neue Moderne, in der ich persönlich gerne leben möchte mit der notwendigen klug gewählten Geschlechter- und Generationengerechtigkeit.
Viele vergessen eben in ihren schlaflosen "Rückzugsphantasien" das Antimodell der Moderne, die Borniertheit des Landlebens in der Geschichte, die über Jahrhunderte die dominante ungleiche und ungerechte Lebensform gewesen ist; und die neuen staatsbürgerlichen Rechtsordnungen fördern langfristig das offene medienvermittelte multikulturelle urbane Leben, das sich nun darüber hinaus auch wieder auf einem erhöhten sozialen Niveau darauf besinnen darf und kann, die "guten" Elemente des regional verengten Lebens mit seinem "Heimatbegriff" auf die moderne zusammengewachsene Welt nachhaltiger zu übertragen. Essenziell dafür ist und bleibt aber die Arbeit an Bildung und Information, die natürlich nicht schicksalshaft vom Himmel fallen sondern hart und human aufopferungsvoll errungen werden müssen. Dies ist die Politik der Gestaltung neuer universaler Medien- und Rechtsordnungen auf der Basis des Natur- und Menschenrechts, wie dies Kant mit seinem Plädoyer für Vernunft auf unnachahmlich kluge Weise mit gewissen Einschränkungen und Fehlern - vor allem bezüglich der Weiblichkeit dieser Entwicklung - für uns alle vorgezeichnet hat.
Wissen und Bildung zu verbessern und kluge Erkenntnis zu vermehren ist folglich die einzige humanistische Überlebenschance und eine ehrenvolle Verbeugung vor der gesellschaftlich konsensualen "Rechtsordnung", deren Anwachsen nicht tatsächlich mehr "Bürokratie", wie von Zynikern und Nihilisten behauptet, mit sich bringt, sondern die Zeit bis zum "Verglühen" der Welt sicherer, lebenswerter und vor allem auch interessanter macht.
In der Konsequenz: Seht weiter viel fern, hört angemessen Radio, lest klugmachende Bücher, ebensolche Artikel in Zeitschriften bzw. Zeitungen, nutzt das Internet und erweitert Euren Horizont, soweit diese Wahrnehmungs-, Erlebnis- und Erkenntnisarbeit neue Daten- und Kommunikationstechniken möglich machen (und dabei aber eben auch zu neuen persönlichen freien - Nutzen für alle - erschließenden Handlungen führen). Nutzen ist dabei bewußt im Plural zu verstehen. Als Mitglieder der Weltgemeinschaft "dürft" Ihr das nicht nur, sondern Ihr seid dazu sogar, wie eingangs angesprochen, von den Gerichten dieser Welt "strafrechtlich" verurteilt und verpflichtet. Kämpft insofern dafür, dass dieser vom Schicksal autoritär gegen Eure Dummheit ausgesprochene fatale Urteilsspruch zugunsten der klugen Bildungs-, Informations-, und "Medienpflicht" auch andere Menschen erreichen kann, die aktuell durch soziale Ungleichheit, Hunger und Krieg daran gehindert sind.
Auf den Nutzen kommt es an!
Eine amüsante, wenn auch naive juristische Diskussion über diese Pflicht zur Information und Mediennutzung lässt sich entsprechend hier nachlesen: Juraforum Informationspflicht.
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